system
das system ist kein freund
ein schatten der mit jeder kerze wächst
es reicht uns bequemlichkeit als zuckerbrot und wir nennen es fortschritt
wir legen uns selbst die handschellen an poliert glänzend so leicht wie glas
manchmal träume ich von händen die noch wissen wie erde riecht
von schrift die sich in tinte verstrickt und nicht im cursor verflimmert
von wegen die man finden muss ohne stimme im ohr die befehle flüstert
von töpfen die auf dem herd summen statt von bestellnummern im digitalen nichts
wir haben uns abgetreten stück um stück
erziehung gegen lohn erinnerung gegen komfort
familie gegen versicherung wildnis gegen bildschirm
und am ende staunen wir warum unsere muskeln so müde sind
obwohl wir kaum noch etwas tragen
ein netz aus formularen passwörtern prüfungen
man kann es nicht greifen doch es trägt schwer
wie luft die nicht mehr frei ist sondern registriert
wie wasser das nicht mehr fließt sondern gezählt wird
wir sind geworden verwaltet versichert geprüft
die freiheit eine nostalgische postkarte
die abhängigkeit als service getarnt
und doch ein rest glimmt
die möglichkeit ein brot selbst zu backen
ein kraut im gras zu erkennen
ein wort mit der hand zu schreiben
ein nein im richtigen moment zu sagen
nicht das system wird entscheiden
wir sind es die sich erinnern können
oder vergessen
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text u. bild m.w.