die anderen
eine silhouette aus lärm
ein geflüsterter schatten im mund der menge
sie sind projektionsfläche
maske
und spiegel zugleich
ein wort mit zähnen
ein zeigefinger aus eisen
die klugen reden
scharf wie chirurgische schnitte
doch sie schneiden nicht in eigenes gewebe
nur in das derer
die fern genug erscheinen
um nicht wehzutun
jede these ein schutzschild
jede analyse eine flucht
jede bewertung
ein kleiner krieg
im namen des ichs
getarnt als aufklärung
zwischen den zeilen
liegt das unbenannte:
angst.
scham.
verletzlichkeit.
das wort „ich“
ein verbotener ort
das wort „wir“
ein abgrund ohne geländer
in dieser zeit
haben die lautesten das sagen
doch was heilt
ist leise
bescheiden
nackt
heilung beginnt
nicht in diskursen
nicht in rechthaberei
sie beginnt
im blick
im schweigen
im tragen der eigenen wunde
ohne zeugen
wer über die anderen spricht
verliert sich
wer über sich schweigt
verliert alles
nur dort
wo der schmerz
keine erklärung mehr braucht
entsteht raum
nicht für antworten
sondern für
gegenwart
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text u. bild m.w.