jezebel und leviathan
manipulative schatten
schieben sich über den boden
als würden sie nach verborgenen türen suchen
die jemand in ihrer kindheit
zu hastig zugeschlagen hat
stimmen liegen dort
wie alte instrumente
leicht verstimmt
aber immer bereit
eine ganze szenerie zu färben
jezebel, im halbdunkel
als duft aus kontrolle
die sich um worte legt
bis sie glänzen
und dann den ton wechseln
ein hauch von samt
gefüllt mit messerspitzen
leviathan
schlängelt sich daneben
die luft wird schwer
ein blick
der jede regung dechiffriert
und dabei biegt
was gerade noch wahr schien
stolz tropft
wie öl auf wasser
zieht ränder
und trennt
gedanken geraten in bewegung
als wären sie fähren
im dunst einer mythologischen bucht
gezupft von unsichtbaren händen
die ihre eigenen landkarten haben
durchlässig
offen für jede welle
ein glasgefäß
das auf wärme reagiert
und auf kälte
im selben moment
geführt
von kräften
die keine namen verlangen
nur raum
jezebel lockert den boden unter den füßen
ein kitzeln
das nachgibt
und zugleich fesselt
leviathan zieht die achsen enger
wickelt die welt ein
in seine logik
die zu glatt ist
herrschaft wirkt hier wie ein beiläufiger reflex
ein ordnen
ein verschieben
ein leichtes drücken unter den rippen
genug
um das gleichgewicht zu verändern
zerstörung trägt ihr weiches kleid
ein klein wenig zu elegant
für diese art von besuch
sie streift durch die räume
misst ab
stellt fragen ohne stimme
und hinterlässt ein zögern
das im dunkeln leuchtet
am rand bleibt die frage stehen
halb neugierig
halb unbeteiligt
wem gehört
was hier so selbstverständlich
durchzieht?
die alten erzählungen
liegen darüber
wie papierhäute
die zu viel gesehen haben
um verschwinden zu wollen
ein herzschlag kippt seitwärts
eine nuance
kein signal
doch genug
um einen schatten aus der reihe treten zu lassen
und dort
wo die schweren felder enden
öffnet sich der raum
unkommentiert
geduldig
ein ort der nichts fordert
immer spürbar ist
ein blick
der nicht wegsieht
im ungesagten
entsteht eine stille
die nicht flieht
nicht fleht
und ein stuhl
der frei bleibt
für alles
was noch eintreten könnte.
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text u. bild m.w.
