projektion
was du in mir siehst,
bin nicht ich,
sondern die tönung deiner sicht,
die struktur deiner geschichte,
ein ausschnitt deiner inneren landschaft,
durch die du auf mich blickst
deine wahrnehmung ist ein spiegel
in dem nicht ich erscheine,
sondern das, was in dir
gesehen werden will
wenn du mich anschaust
und so wie ich darauf reagiere,
nicht aus automatischer bewegung,
sondern aus einem ort tiefer bewusstheit,
beginnt eine andere art des antwortens,
eine stille form der selbst-erinnerung
die mir zeigt,
wo ich mich schütze
wo ich mich verberge
und wo ich bereit bin,
mich selbst zu sehen
in der begegnung
meine reaktion auf dich
ist kein urteil über dich
sondern ein zeugnis
meiner eigenen klarsicht
oder meiner blindheit
in diesem spiel aus spiegeln
aus zugewandtheit und projektion
wird offenbar,
dass jedes gegenüber
nur eine bühne ist
auf der das eigene
sich entfaltet,
verwandelt,
durchbricht
oder nicht
und vielleicht
liegt darin die wahrheit:
dass wir einander nie wirklich sehen
sondern lediglich uns selbst
nur in einer anderen form
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text u. bild m.w.